„Nicht der Mensch hat am meisten gelebt,
Jean Jacques Rousseau
welcher die höchsten Jahre zählt,
sondern der, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.“
Seit frühester Kindheit wurde mir eingeredet, meine Ziele zu erreichen. Ich musste erfahren, dass dies nicht immer Freude und Zufriedenheit bedeutete.
Die Autorin Barbara J. Braham hat diese Blockaden, die unsere Sinnerfüllung beeinträchtigen, beschrieben. Ich habe sie während meiner Arbeit als Coach gern eingearbeitet und stelle nun selbst fest, dass wir als ältere Menschen uns endlich von diesen Blockaden befreien können. Das hilft uns, ein erfülltes und entspanntes „Drittes Lebensalter“ zu genießen.
Blockade 1
Immer beschäftigt sein.
Im beruflichen Leben waren wir erfolgreich, weil wir ständig beschäftigt waren. Ich persönlich war so sehr engagiert, dass ich keine Zeit hatte für die Dinge, die ich wirklich gerne getan hätte. Ich steckte im Alltagstrott und konnte meine Talente und Fähigkeiten neben der beruflichen Kompetenz nie ausleben. Im Alter habe ich nun die Chance, dieses Defizit auszugleichen.
Blockade 2
Was werden die andern von mir denken?
Im Ruhestand habe ich mich von dieser Blockade befreit. Der innere Zwang, so zu sein, wie „man“ sein sollte schränkte bisher mein kreatives Handeln ein. Für mich besteht der einzige Weg zum Glücklichsein, allein zu entscheiden, was ich für richtig halte. Das mag manchen Menschen nicht gefallen, doch ich kann nun die Meinung anderer ignorieren und endlich den Sinn meines Lebens verwirklichen.
Innere Zwänge wie:
Was ich haben soll, was ich tun soll und wie ich sein soll gelten fortan nicht mehr für mich.
Blockade 3
Sich ständig mit andern vergleichen
Wir vergleichen uns täglich bewusst oder unbewusst mit anderen; mit ihren Erfolgen, ihrem Besitz oder ihren Fähigkeiten.
Wir vergleichen uns, weil wir Informationen über uns und unsere derzeitige Situation benötigen.
Erst im Alter kommen wir zu der Erkenntnis, dass wir einzigartig sind und akzeptieren uns mit all unseren Stärken und Schwächen. Wir fürchten keine Konkurrenz und wir akzeptieren, dass manche Menschen anders denken, ohne dies negativ zu sehen.
Blockade 4
Mehr haben wollen
In seinem bekannten Buch „Haben oder Sein“ beschreibt Erich Fromm ein weitverbreitetes Missverständnis.
Er sagt, dass jeder Mensch in seinem Leben versucht,
…genug zu haben (Geld, Besitz, Dinge),
…damit er tun kann, was er möchte, (Freizeit),
…um schließlich glücklich zu sein.
Die meisten Menschen erreichen nur die erste Stufe, denn sie haben niemals genug. Es ist verlockend sich im Leben auf das „Haben“ zu konzentrieren, doch ich stelle fest, dass sich meine Prioritäten im Alter gewandelt haben.
Das „Sein“ ist wesentlich beständiger, denn ich lebe nach meinen persönlichen Wertvorstellungen. Ich habe mich von den „ich sollte“ Botschaften befreit, und fühle mich wesentlich zufriedener.